Selbstüberraschung
Zurzeit habe ich zwei einhalb Artikel in der Pipeline, die meine klassischen Themen behandeln würden.
Der eine Beitrag würde sich mit meinem Hang, digitalen Unterricht zu gestalten, befassen. Dabei hätte ich meine Fortschritte diesbezüglich beschrieben. Ich gebe zu, dass dieser Artikel seit den Herbstferien bei mir verweilt und nicht fertig wird, da ich darin neben meinem Frust ebenfalls meine Motivation in Bezug auf die Digitalisierung beschrieben hätte. Beides keine einfachen Felder.
Ein anderer Beitrag würde unverblümt meine Affinität zu sogenannten Skinner-Apps darlegen. In diesem würde ich erklären, dass ich in keine der von Krommer genannten Kategorien passe, (vgl. [7]) in die er meine Spezies und mich gewollt oder ungewollt stecken wollen würde.
Das Problem bei beiden Artikeln wäre ihre absehbaren Inhalte und Handlungen gewesen und vermutlich aus dem Grund sind beide annähernd nicht fertig. Zwischenzeitlich spielte ich mit dem Gedanken irgendeine App für den Unterricht vorzustellen, doch dies wäre nur ein Artikel unter vielen und wieder hätte ich mich vor der Skinner-App-Keule bücken müssen.
Wenn ich ein „Formtief“ wie dieses habe, gehe ich gelegentlich ganz primitiv analog im Wald spazieren. Da kommen meine dörflichen Wurzeln zum Tragen. Als Kind und Jugendlicher verweilte ich gefühlt fünfundzwanzig Stunden am Tag im Wald. Aber dies wäre eine andere Geschichte. Während meiner Gänge durch den Wald pflege ich meine Gedanken schweifen zu lassen, um sie dann ordnen zu können. Bei diesem Spaziergang kreisten um die unfertigen Artikeln. Dabei versuchte ich, meine Ideen bezüglich meines kommenden Unterrichtes und des allgemeinen Weltgeschehens zu sortieren.
Ohne es zu bemerken, überwand ich für mich in den letzten Tagen einen fundamentalen Religionskrieg, den ich wiederum unbemerkt mit mir ausgefochten hatte: Apple versus Microsoft.
Vernachlässigt hatte ich dabei macOS. Meine einzige ernsthafte Berührung war in Form des ipod Touch Gen 1. Damals nervte mich nach kurzer Zeit die enge Anbindung an die Apple-Welt. Alles ging mit Apple, aber kaum etwas ohne. Meine Abneigung bekräftigten meine Kontakte mit Apple-Jünger, die mich vehement überzeugen wollten, dass Apple das einzige Heil darstelle. Diese Gruppe nervte mich. Ganz schlimm empfand ich die konvertierten Jünger, die von Windows zu Apple gewechselt waren.
Im November letzten Jahres kam es zu einer heftigen Diskussion zwischen meinem Kollegen und mir, bei der Frage, mit welcher Hardware wir unsere Schule auszustatten gedenken. Dabei verteidigte ich, mit allem, was ich aufzubieten hatte, die Welt von Microsoft. In dem Wortgefecht bemerkte ich in der Rückblende, wie emotional meine Argumentation verlief, ähnlich die einem Apple-Jünger. Ich fühlte mich ertappt.
Meine Erfahrung aus der Windows-Welt sagte mir, dass man für alles ein Programm benötigte, bis ich bei Apple positiv feststellte, dass beispielsweise Screenshots ohne Programm erstellt werden, aber dennoch wie in einem bearbeitet werden können.
Dennoch bleiben Aspekte, die ich unter Windows besser gelöst finde. Dazu zählt in erster Linie der Dateimanager. Der Finder scheint seit Jahrzehnten nicht weiter entwickelt worden zu sein. Dagegen steht der Windows-Explorer, der mit jedem Funktionsupdate kleinere Änderungen erfährt. Ich weiß, dass dies übertrieben ist, dennoch habe ich dieses Gefühl. Diese Pflege des Windows-Explorers äußert sich in der besseren Bedienbarkeit, zumindest nach meiner Ansicht.
Eine andere Funktion, die ich etwas nervig finde, ist das Beenden von Programmen. Bei Windows genügt das Drücken auf dem roten Kreuz in der rechten oberen Ecke des Fensters. Bei macOS muss ich in das Programmmenü, um dieses zu beenden. Ich weiß, dass es eine Tastenkombination gibt, um das Programm zu beenden. Es erschließt sich mir nicht, dass man diese Möglichkeit nicht für die Bedienung mit der Maus vorgesehen hat.
Nach wie vor bin ich skeptisch gegenüber des Sicherheitskonzeptes, denn die Anzahl der Viren und Angriffe auf macOS steigen. Apple scheint wenig dagegen zu machen, sondern vertraut auf das bisherige Sicherheitskonzept und sein Marketing. Vor Windows 10 war Apple fortschrittlicher diesbezüglich, mittlerweile bin ich der Auffassung, dass Microsoft an der Stelle weiter ist. Apple scheint an der Stelle stehen geblieben zu sein. Vielmehr fühle ich mich von Apple beispielsweise durch die ständige Passwort-Eingabe in diesem Bezug gegängelt. Bedenkt man, dass die Produkte sich an die Consumer richten, die einen Rechner nutzen und nicht verstehen wollen, dann könnte man diese Gängelung ebenso als Service verstehen, wenn dies in der Regel nicht zur „Abstumpfung“ führen würde.
Und zu guter Letzt finde ich das „Springen“ zwischen den Programmen bei Windows besser gelöst, da mir alle Fenster angezeigt werden.
Insgesamt betrachtet, gebe ich zu, dass trotz der aufgezählten Mängel, insbesondere das Bedienkonzept von Apple mich überzeugt. Der Schwerpunkt auf das Design in Software und Hardware merkt man. Am Anfang stellte ich mir zwar öfters die Frage „Was wollte der Designer mir damit sagen?“, da ich das Konzept zunächst nicht verstand, doch nach kürzerer Zeit ging mir dann ein Licht auf. Ein Beispiel ist das oben erwähnte Speichern unter dem Programm „Vorschau“. Als ich es dann verstanden hatte, erlebte ich einen Wow-Effekt. Beim Programm „Vorschau“ erstaunte mich die Einfachheit der Lösung, wie man etwas speichern kann.
Mein Fehler bei diesem Projekt war es, dass ich mir kein Zeitfenster gesetzt habe. Im Grunde wäre zum jetzigen Zeitpunkt meine Challenge abgeschlossen, aber ich stehe vor dem Problem, dass ich mich an den iMac gewöhnt und alles eingerichtet habe. Keine Ahnung wie ich weiter verfahren werde.
Mit einer Sache schließe ich auch ohne absehbares Ende meiner Battle ab. Das Projekt half mir, meinen Religionskrieg mit den Betriebssystemen zu beizulegen.
Und zum Schluss eine kleine Anekdote. Unter Windows nutzte ich selten das Teilen von Fenstern, d.h. das Anordnen von zwei Fenstern nebeneinander. Lieber arbeitete ich mit den Tasten „Alt-Tab“. Da unter macOS diese Funktion meiner Meinung nach unzufriedener gelöst ist, verwendete ich vermehrt die Möglichkeit, Fenster zu teilen. Ich erlebte eine Rückbesinnung auf diese Funktion. Ich übertrug meine Erfahrung auf meinen Windows-Rechner.
Fazit auf den Unterricht
Einen Religionskrieg sehe ich ebenso in der Pädagogik. Bei manchen Personen meiner Zunft ärgere ich mich, wenn Methoden kategorisch abgelehnt werden. In den wenigsten Fällen werden diese aufgrund von eigenen Erfahrungen oder einer detaillierten Analyse verneint, sondern diese Meinungen entstehen aufgrund von hypothetischen Annahmen und teilweise aus ebendieser religiösen Sichtweise, die ich beispielsweise in Bezug auf Apple hatte.
Ich schlage allen Pädagoginnen und Pädagogen vor, die eine Methode zutiefst ablehnen, diese konsequent anzuwenden, um die eigene Abneigung zu hinterfragen. Mir half es in Bezug auf Apple.
Und ich verweigere mich nicht gegen Nicht-Skinner-Apps. Ich arbeite intensiv daran, diese in meinen Unterricht zu integrieren. Alleiniges Heil vermachen sie dennoch nicht zu vollbringen.